Was da am letzten Tag am Strand aufgebaut wurde entpuppt sich als Spring Beach Party. Schade, keine Hochzeit zum Abschluss.
Zudem ist die Party privat. Ich kriege also von meinem Bungalow aus alles mit, darf aber nicht mitfeiern. Und natürlich kriege ich auch vom leckeren Buffet und den gegrillten Fischen und Meeresfrüchten nichts ab. Fies.
Aber ich lasse mir dadurch den letzten Tag hier auf Phu Quoc nicht verderben und geniesse es dafür gleich um so mehr. Ein letzter langer Strandspaziergang, nochmals so richtig Sonne tanken, zum Mittagessen gibt's gegrillte Scampi und Abends ein letztes Essen am Strand unter den Sternen. Fischcurry. Lecker wie immer.
Als ich gegen 22.00 Uhr zurück zum Bungalow komme ist die Party noch voll im Gange, natürlich mit Karaoke. Ich setze mich auf die Terrasse, trinke meine beiden letzten Bierchen und höre zu wer am falschesten singt. Schwer zu sagen, alles klingt furchtbar. Gegen Mitternacht löst sich die Party auf und ich kann in Ruhe schlafen gehen. Der nächste Morgen ist der zweitletzte meiner Reise. Einen habe ich noch, den werde ich aber im Flugzeug verbringen. Ich stehe um halb acht auf, um acht liege ich bereits wieder am Strand. Noch zwei Stunden, die wirklich allerallerletzten. Gegen zehn Uhr ist dann definitiv Schluss. Duschen, anziehen, fertig packen, auschecken. Um viertel nach elf kommt das Taxi und bringt mich zum Flughafen, der Flug startet um 13.10...
13.10... Das war zumindest der Plan. Und so stand es auch auf meiner Flugbestätigung, die ich noch gestern erhalten habe. Nur - da war kein Flug. Ein einsamer Mitarbeiter an einem sonst verlassenen Jetstar Pacific Schalter erklärt mir, dass der Flieger bereits um 11.00 heute morgen gestartet sei. Jetzt haben wir viertel vor zwölf. Ich zeige ihm die Bestätigung auf meinem Handy, er schüttelt verdutzt den Kopf. Scheinbar wurde der Flug schon vor Tagen gestrichen, nur hat mir niemand etwas gesagt. Toll. Drei Monate lang hat alles bestens funktioniert, jetzt, am letzten Tag stehe ich auf einer Insel am Flughafen und habe keinen Flieger. Um 18.30 startet der Flug ab Ho Chi Minh City nach Doha und den muss ich unbedingt kriegen. Ob es denn ein späterer Flug gebe...? Ja, aber der kommt erst um 18.00 in HCMC an, also zu spät. Jetzt werde ich nervös.
Der Typ am Schalter ist aber zu meinem grossen Glück einer von der ganz netten und hilfsbereiten Sorte. Es gebe da noch einen Flug von Vietnam Airlines. Ev. könnte man umbuchen... Er telefoniert mit dem Office von Jetstar und diskutiert gleichzeitig mit der Dame vom Vietnam Airlines Schalter. Und tatsächlich, mein Ticket wird gratis umgeschrieben. Jetzt geht alles ganz rasch, denn der Flug sollte eigentlich um 12.15 starten. Jetzt haben wir 12.00. Ich erfahre dass der Flieger ca. eine halbe Stunde Verspätung hat, nur darum ist es überhaupt noch möglich mich auf diesen Flug zu buchen. Also rasch einchecken, durch die Gepäckkontrolle und zum Terminal. Der ganze Flughafen hat die niedliche Grösse von etwa einem Fussballfeld, ich schaffe alles innerhalb von 10 Minuten und hebe tatsächlich um 12.45 ab. Ich bin ein Glückspilz. Es wird der einzige Flug meiner ganzen Reise bleiben der Verspätung hat. Und es war genau der richtige zur richtigen Zeit. Schlussendlich komme ich noch rund 25 Minuten früher in HCMC an als geplant... Und sogar mein Gepäck kommt mit!!
Die fünf Stunden Wartezeit in HCMC überbrücke ich problemlos, bin mittlerweile ein Profi im warten. Pünktlich um 18.35 hebt mein Dreamliner von Qatar Airways ab. Eine tiptope Fluggesellschaft übrigens, mit perfektem Service. Kann ich nur empfehlen. Wir fliegen gute 9 Stunden nach Doha, dieses mal kann ich auch das Abendessen zusammen mit einem leckeren Rotwein geniessen. Vor drei Monaten auf dem Flug von Zürich nach Singapur war ja das ganz anders. Leider gibt es bei Qatar den Wein nicht in den niedlichen kleinen Flaschen sondern offen im Becher. Macht nix, ich bin schon froh dass ich mich dieses mal überhaupt mit dem Flugpersonal verständigen kann. Nach einem problemlosen Flug landen wir um 23.30 in Doha, um 02.30 wird es dann weitergehen nach Zürich. Nix da mit Nachtflugverbot... Die Zeit reicht ideal für ein kleines Sushi zum Frühstück :-) In der Schweiz kann man sich die Dinger ja dann kaum mehr leisten.
Im Terminal vom Weiterflug angekommen erreicht meine Stimmung dann den absoluten Tiefpunkt. Ich muss mich umziehen, lange Hosen und - zum ersten mal seit dem 22.12.2015 - Socken und richtige Schuhe. SOCKEN! Schrecklich. Jetzt begreife ich so richtig, dass mein schöner Traumurlaub zu Ende ist. Ich könnte gleich hier und jetzt losheulen, kann mich aber glücklicherweise beherrschen. Ziemlich missmutig sitze ich dann im Flieger auf meinem Platz, zum ersten mal am Fenster. Der wunderschöne Sonnenaufgang, den ich dank der Zeitverschiebung gleich zwei mal erleben kann, heitert mich kaum auf. Nach sechs Stunden lande ich in Zürich und bin fast froh, dass es mit dem abholen nicht geklappt hat. Ich glaube, ich wäre unausstehlich. Ein letztes mal warte ich auf mein Gepäck, dann geht es Richtung Zug. Ich verpasse ihn natürlich um ein paar Minuten, aber es fährt ja in 30 Minuten wieder einer. Wir sind ja wieder in der Schweiz. Doch nicht ganz so übel. Ich warte im Restaurant und bestelle mir ein Rivella. Auf englisch, vor lauter Gewohnheit. Schmeckt köstlich und langsam bessert sich auch meine Stimmung.
Die letzten rund 140 km meiner langer Reise verlaufen ebenso reibungslos wie auch sonst fast alles und so komme ich um zehn Uhr am Freitag morgen, nach guten 30 schlaflosen Stunden Reisezeit, zu Hause an.
Am liebsten würde ich sofort schlafen gehen, kann mich aber zurückhalten. Wenn ich jetzt tagsüber schlafe bin ich nachts wieder wach und komme so gar nicht erst in den richtigen Rhythmus. Also wird erst mal ausgepackt, alles wieder an seinen Platz gestellt und Wäsche gewaschen. Und weil ich wie meiner Mam versprochen die Sonne mitgebracht habe und es so schön ist, mache ich noch einen kleinen Spaziergang im Quartier um wach zu bleiben. Ich friere fürchterlich, obschon es mit fast 15 Grad ja eigentlich recht warm ist für die Jahreszeit. Zum Glück bin ich nicht einige Tage früher nach Hause gekommen, ich wäre wohl noch im Zug erfroren...
Meine Eltern haben mir Cervelat und ein dunkles Brot mit Kruste gekauft. Das wird gleich zu meinem Mittag- und Abendessen in einem. Schmeckt gut! Und so langsam kann ich mich mit dem Gedanken, wieder zu Hause und in der Schweiz zu sein, ein wenig anfreunden. Und ich freue mich ja auch ehrlich meine Eltern und all meine lieben Freunde und Kollegen zu sehen. Ich beginne gleich noch am Freitag Abend damit und gehe mit Roger im Westside etwas trinken. Um 22.00 ist dann definitiv die Lust raus, nach über 40 Stunden auf den Beinen falle ich todmüde in mein Bett. MEIN Bett. MEINE Matratze. Schön.
Ich bin sogar zu müde zum träumen, nur einmal erwache ich mitten in der Nacht und habe keine Ahnung wo ich bin... In welchem Hotel, in welcher Stadt?? Wo ist das Wellenrauschen geblieben?? Hilfe. Ich erkenne die Umrisse des Zimmers nicht auf Anhieb und brauche einen Moment bis ich merke dass ich in meinem Schlafzimmer bin. Am Morgen bin ich um sieben hellwach. Macht aber nichts, ich habe sowieso Programm. Muss nämlich zum Rebstock schneiden nach Twann... Keine Zeit zum ausruhen also sondern gleich los ins nächste Getümmel. Seit meinem 40 Geburtstag bin ich Patin eines Rebstockes. Der will gepflegt sein. Und einmal im Jahr, gegen Ende des Winters, ist ein Schnitt fällig. Das ist mit einem grossen Fest verbunden, alle die so einen Rebstock besitzen sind mit dabei, es gibt Weine von den Winzern der Region zu degustieren und auch ein leckeres Mittagessen. Der Nachmittag verbringt man dann im Weinkeller seines Winzers und kann die neuen Weine des Jahres probieren. Da kann ich natürlich nicht gleich beim ersten mal schon fehlen, Ehrensache dass ich da mit dabei bin. Und ich treffe auch meine Eltern wieder, es gibt viel zu erzählen.
Das Wetter ist traumhaft, Schwyzerörgeli und Klarinette begleiten den Anlass und ich bin ein klein wenig überfordert ab all den Eindrücken. Grösser könnte die Diskrepanz nicht sein, Donnerstag noch Strand und Karaoke in Vietnam, am Samstag Ländlermusig und Rebberge in der Schweiz. Ich bin definitiv wieder zurück, Welcome back in Switzerland!
Der Sonntag ist dann doch noch ein Ruhetag. Ich lasse meine Reise nochmals Revue passieren und schreibe den allerletzten Blogeintrag.
Ich war 88 Tage unterwegs, habe in 19 verschiedenen Hotels übernachtet und mich mit acht verschiedenen Währungen herumgeschlagen. Ich bin 3700 km mit dem Schiff gereist und habe 2450 km mit Bussen zurückgelegt. Bin 990 km mit dem Zug gefahren und 37'150 km weit geflogen.
Und ich habe unglaublich viel erlebt, dazu gelernt und auch mich selber besser kennen gelernt. Ich habe viele positive und unvergessliche Eindrücke mit nach Hause genommen, viele Menschen getroffen und neue Freunde gefunden. Was ich von diese Reise mitnehmen kann ist unbezahlbar. Ich danke meinen Vorgesetzten dass ich dafür 3 Monate Urlaub nehmen konnte, ich sage merci an meine Bürokollegen, die während dieser Zeit meine Arbeit erledigt haben und ich bedanke mich von ganzem Herzen bei meinen lieben Eltern, die mich in meinem Vorhaben unterstützt haben, sich um meine Post gekümmert haben, meine Pflanzen gegossen haben, meine Wohnung in Schuss gehalten haben und mir meine Rechnungen eingescannt haben. Ohne euch währe diese Reise nicht so einfach möglich gewesen. Danke!!
Und nicht vergessen, die Homepage bleibt aufgeschaltet und ich werde die Rezeptsammlung nach und nach erweitern. Also schaut doch ab und zu mal wieder rein...
Ganz liebe Grüsse an alle!
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