Die Busfahrt von Can Tho nach Rach Gia hat wieder rund 3 Stunden gedauert, etwas müde und abgekämpft komme ich gegen vier Uhr im Hotel an. Ich fühle mich nicht besonders, alles schmerzt, der Hals fühlt sich dick geschwollen an. Ich messe als erstes Fieber, zum Glück habe ich keins. Malaria kann ich also schon mal ausschliessen. Mein Hausarzt hat mir versichert dass man bei Malaria IMMER Fieber hat. Ohne Fieber keine Malaria. Google sagt das gleiche. So weit so gut.
Ich lege mein Gepäck im Hotelzimmer ab und gehe mir erst mal mein in Ho Chi Minh City erstandenes Ticket für die Fähre in ein echtes Ticket umwandeln. Das was ich hatte war mehr eine Bescheinigung als ein Ticket. Das Office ist zum Glück nur etwa fünf Minuten vom Hotel entfernt da ich gleich beim Hafen abgestiegen bin. Zurück im Hotel gibt es ein Aspirin, der Hals wird dick mit Tigerbalsam eingeschmiert und dann geht's ab ins Bett. Ich schlafe fast 12 Stunden durch, fühle mich aber nicht wirklich besser. Trotzdem geht es um acht Uhr auf die Fähre und rüber nach Phu Quoc, meinem letzten und abschliessendem Reiseziel.
Phu Quoc (sprich "fu wok") ist eine kleine Insel ganz im Süden von Vietnam und nahe der Kambodschanischen Grenze. Von Nord bis Süd sind es rund 70 km lasse ich mir vom Taxichauffeur erklären. Sihanoukville in Kambodscha, dort wo ich quasi meine Reise vor rund drei Monaten begonnen habe, liegt nur etwa 100 km entfernt. Ich bin also fast wieder am Ausgangspunkt...
Mich hat es an den Long Beach verschlagen, den längsten und bekanntesten Strand auf Phu Quoc. Und zum Abschluss meiner Reise gönne ich mir nochmals einen Strandbungalow, das muss einfach sein. Ich bin gespannt wie alles ausschaut, waren doch die Hotelbewertungen sehr unterschiedlich und teilweise sogar etwas niederschmetternd. Aber das muss nichts heissen. Auch über die Insel im Allgemeinen gibt es kontroverse Meinungen in den Blog's und Reisechats. Die einen finden sie super, die anderen sind enttäuscht, sprechen von Abfallbergen, schmutzigen Stränden und überteuerten Preisen.
Ein Taxi am Hafen zu kriegen war wie immer nicht schwierig, bei Ankunft eines Schiffes wartet schon eine Horde von Taxifahrern und sonstigen Schleppern am Pier. Ich bin zu müde zum handeln und schnappe mir daher einfach das erstbeste Taxi. Hauptsache Taxameter...
Der erste Eindruck vom Hotel ist gut. An der Rezeption wird zwar wie in den Bewertungen erwähnt kaum englisch gesprochen, aber wir sind ja hier auch in Vietnam und nicht in Grossbritannien oder den USA. Für mich ist das kein Grund ein Hotel schlecht zu bewerten. Das Gepäck wird mir sofort abgenommen und zu meinem Bungalow getragen. Dieser steht wirklich direkt am Strand. Wunderbar, so wie ich es mir gewünscht habe. Alles ist perfekt sauber, ich habe einen kleinen Kühlschrank, ein Wasserkocher, ein grosses Bad mit einer richtigen Dusche, die sich mit einer Glastüre abschliessen lässt. So was hatte ich auf der ganzen Reise noch nie. Ich werde endlich nach dem Duschen nicht das ganze Bad unter Wasser haben. Herrlich. Und ich habe eine schöne Terrasse mit einem tollen Ausblick auf Strand und Meer. Also ich finde es super. Auch das Strandrestaurant gleich nebenan macht einen guten Eindruck sowie eigentlich die gesamte Anlage. Ich habe aber auch Glück, den wie ich höre wurde im letzten Jahr renoviert, daher sieht alles so schön neu aus. Ein wirklich schöner Platz für meine letzten 10 Tage...
Leider macht mir meine Gesundheit wieder mal einen kleinen Strich durch die Rechnung, genauer gesagt eine von meinen vielen Erkältungen. Ich bin mir das ja gewohnt, nur habe ich schon gehofft dass ich den Mist zumindest hier in den schönen warmen Tropen mal nicht kriege. Aber es kommt meistens anders als man denkt...
Ich bin müde und schlapp, habe Husten und Halsschmerzen und lege sämtliche Pläne die Insel zu erkunden erst mal auf Eis. Nur die nächste Umgebung vom Hotel schaue ich mir an, oben an der Strasse hat es zum Glück gleich einen kleinen Minimarkt und auch eine Apotheke. So kann ich erst mal alles was ich so brauche einkaufen. Dabei fallen mir die vielen Baustellen auf. Eigentlich ist die ganze Strasse auf beiden Seiten eine einzige Baustelle. Der ganze Ort scheint eine Baustelle zu sein. Es entstehen neue Hotels, eine Promenade wird gebaut, Abwasserrohre werden verlegt und neue Restaurants werden aus dem Boden gestampft. Ich glaube in ein paar Jahren ist das kleine Phu Quoc nicht mehr wieder zu erkennen. Zum Glück hört und sieht man unten am Strand nichts von alldem. Aber Abfallberge sehe ich bei weitem keine. Im Gegenteil, ich finde es sauberer als überall wo ich sonst bis jetzt war.
Ansonsten mache ich die ersten vier Tage eigentlich nichts. Tagsüber lasse ich mir am Strand die Sonne auf den schmerzenden Hals scheinen und Abends bin ich um acht schon im Bett und schlafe meine 12-13 Stunden. Ich schlafe gut, denn ich höre Nachts wieder die Wellen rauschen wie damals auf Koh Lanta am Nin Beach. Für mich ist das etwas wunderbares. Ev. müsste ich es aufnehmen und dann zu Hause abspielen, dann würde ich wohl auch besser schlafen... ?! Hunger habe ich kaum, ich ernähre mich fast ausschliesslich von den leckeren Früchten die am Strand verkauft werden, und zu trinken gibt es Wasser und Tee. Aber ich geniesse es trotzdem, auch wenn das komisch klingen mag. Es ist natürlich viel angenehmer hier krank zu sein als zu Hause, wo man trotzdem noch Arbeiten gehen muss. Allmählich geht es auch besser, einzig der Husten bleibt wieder hartnäckig und wird mich wohl auch nach Hause begleiten. Ich gehe also wie ich gekommen bin - hustend.
Sehr schön sind hier übrigens die Sonnenuntergänge am Strand. Eine Seltenheit in Vietnam, da sonst ja fast alle Strände an der Ostküste liegen. Von meiner Terrasse aus habe ich den perfekten Blick. Leider ist Phu Quoc aber auch ein Mückenparadis. Als ich hier angekommen bin hatte ich zwei Mückenstiche aus dem Delta mitgebracht. Nach einem Tag auf der Insel waren es 48!!! Trotz Anti-Brumm, trotz Insektenspray im Zimmer und trotz diesen Mückenspiralen zum abbrennen... Das kann ja heiter werden...
Nachdem ich wieder fit bin mache ich auch viele Strandspaziergänge, man kann Kilometerweit dem Strand entlang laufen. Je weiter ich gegen Süden laufe desto schmaler wird aber der Strand, Rohre und Sandsäcke pflastern den Weg und verunstalten den sonst schönen Anblick. Die Liegen der Hotels stehen eng beieinander, die vor Schweiss und Sonnencrème vor sich hin glitzernden Touristen erinnern mich ein wenig an Sardinen in der Dose. Zum Glück habe ich nicht hier ein Hotel gebucht. Nur zwei Kilometer weiter nördlich, an MEINEM Strand, ist es vieeeeel schöner. Und übrigens ist der Strand auch sehr sauber, es wird jeden Tag geputzt.
Ich lerne ein Schweizer Paar kennen, die Bruna und der Hans, die immer die gleichen zwei Liegestühle vor meiner Terrasse belegen. Wir kommen ins Gespräch (ich kann übrigens noch Schweizerdeutsch sprechen, fühlt sich aber irgendwie komisch an) und ich erfahre dass die beiden genau in einem jener Sardinen-Hotels abgestiegen sind... Das Hotel selber und die Anlage seien super, aber eben der Strand... Darum kommen sie immer hierher. Verständlich.
Ich mag auch wieder etwas mehr essen, habe ein kleines Restaurant oben an der Strasse gefunden wo es herrlichen Seafood gibt. Im Strandrestaurant vom Hotel gibt es leider eher westlichen Food, schade. Die Leuten denken dass sie sich den Touristen anpassen müssen, das ist mir schon oft aufgefallen. Aber ich weigere mich einfach standhaft in Vietnam am Strand Spaghetti Carbonara zu essen. Auch den Nachtmarkt in Duong Dong schaue ich mir an, ist aber nichts besonderes. Ansonsten hänge ich weiterhin am Strand ab, auch wenn ich jetzt eigentlich wieder etwas unternehmen könnte. Es sind die letzten Tage und ich mag mich einfach nicht von Beach und Meer losreissen. Also lasse ich es sein. Soooo viel hat die Insel ja sonst auch nicht zu bieten, man könnte sich eine Pfefferplantage anschauen oder eine Fischsossenfabrik. Oder ein anderer Beach. Aber ich bin hier glücklich und so lasse ich es bleiben. Einfach in den Tag hinein leben, ausser dem Bikini den ganzen Tag nichts anderes anziehen müssen, nicht einmal mehr Flip-Flops tragen zu müssen und in aller Ruhe all die Eindrücke, die ich in den letzten Wochen gesammelt habe, zu ordnen und nochmals Revue passieren zu lassen.
Heute ist der letzte "Ferientag" meiner dreimonatigen Reise. Morgen um 13.00 geht der Flieger nach Ho Chi Minh City, von da geht es weiter über Doha nach Zürich wo ich am Freitag Morgen um 06.50 landen werde. Es ist neun Uhr morgens, ich sitze auf meiner Terrasse und schreibe meinen wohl zweitletzten Reisebericht...
Gestern sass ich bis 20.00 am Strand, habe den Sonnenuntergang genossen und einfach nur auf das weite Meer hinaus geschaut. Und ich muss zugeben, ich habe das eine oder andere Tränchen verdrückt. Weil alles so schön war, weil ich so viel tolles erlebt habe und weil die Reise jetzt vorbei ist. Natürlich freue ich mich auf meine Lieben zu Hause, aber ich bin einfach nicht der Typ der gerne aus den Ferien zurück kommt und froh ist wieder altbekanntes um sich zu haben. War ich noch nie. Dafür reise ich zu gerne und entdecke zu gerne neues. Und in dem Moment, hier am Strand in Vietnam, die Füsse in den warmen Sand gesteckt und mit den letzten Sonnenstrahlen im Gesicht bin ich einfach nur dankbar. Dankbar dass ich jetzt genau hier bin, das mir die Möglichkeit geboten wurde diese Reise zu unternehmen, das ich das Privileg hatte all das zu erleben und das ich den Mut hatte ganz alleine los zu ziehen. Nicht das alles in meinem Leben einfach nur super und toll ist. Es gab, gibt und wird immer Tiefpunkte geben. Gerade deshalb waren diese drei Monate so wichtig, so einzigartig und so unvergesslich. Und ich bin sicher, auch der letzte Tag wird nochmals ein Highlight. Am Strand vor dem Restaurant stellen sie auf jeden Fall ein Buffet auf, viele Tische und Stühle, dekorieren alles in Weiss und Gold - könnte eine Hochzeitsfeier sein, das wär doch ein krönender Abschluss!
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