Der Flug von Phuket nach Sydney dauert 9 Stunden. Ich fliege mit Jetstar Airways, einer australischen Billigfluggesellschaft. Das Ticket kostete mich nur CHF 320.-. Ein Schnäppchen für eine so lange Flugstrecke... Allerdings merke ich an Bord sofort, dass in diesem Preis dann wirklich NUR der Flug und gar nichts anderes inbegriffen ist. Jeder kriegt 2 Becher Wasser, das war's. Wer mehr will muss blechen: 4$ für eine kleine Flasche Wasser. Cola und Ice-Tea gibt's auch für 4$. Chips oder M&M's für 5$. Frühstück oder Abendessen ab 7$ (wobei 7$ nur die Instant Nudelsuppe ist...). Wein oder Spirituosen ab 10$. Filme schauen: 10$. Decke: 10$. Usw. Zum Glück habe ich meine langen Hosen an und noch ein paar Socken im Handgepäck. Und Reisetage sind eh immer Diättage... So what...
Ich lande also 9 Stunden später frierend und hungrig in Sydney. Plus 4 Stunden zusätzliche Zeitverschiebung, jetzt bin ich euch 10 Stunden voraus...
Vor der Passkontrolle habe ich etwas bammel. Die stellen sicher eine Menge Fragen, wollen genau wissen warum ich in ihr Land kommen will und, und, und. Schliesslich braucht ja schon jeder zum Voraus ein Visum. Und alles mit einem australischen Slang, von dem ich dann nur die Hälfte verstehe. Wie damals in den USA. Aber - alles halb so wild. Ich kriege nicht mal einen Zöllner zu Gesicht. Das Visum ist elektronisch abgespeichert und mit meiner Passnummer verbunden. Ich brauche bloss meinen E-Pass in den Scanner zu halten, kriege ein Ticket und gehe weiter zur elektronischen Fotokontrolle. Ticket einschieben, in die Kamera schauen, warten und dann durchgehen. Fertig. Dauerte alles in allem rund drei Minuten... E-Pass sei Dank!
Da bin ich nun also, zum ersten mal in meinem Leben in Australien und zum ersten mal südlich des Äquators. War schon ein paar mal nahe dran, aber habe es noch nie geschafft. Ich schnappe mir ein Taxi und bin eine halbe Stunde später im Hotel mitten in der Stadt. Gelandet um 10.50, Ankunft im Hotel um 12.30. Nicht schlecht.
Die Hotel's in Sydney sind saumässig teuer, so habe ich mich für das Ibis Budget entschieden. Das Zimmer ist natürlich nicht luxuriös aber zweckmässig und ausreichend eingerichtet. Schrank fehlt, aber das bin ich mir ja gewohnt. Ich niste mich ein und gehe dann auf Entdeckungstour durch die umliegenden Quartiere. Kings Cross, Potts Point und Woolloomooloo (ich habe nicht getrunken, heisst wirklich so!). An der Woolloomooloo Bay gönne ich mir dann auch ein erstes Glas Weisswein nach 7 Wochen. Ein richtig leckerer australischer Chardonnay. Dazu ein Lachsbrötchen mit dunklem (!!!!!) Brot und fast so etwas wie einer Kruste. Ich bin happy!
Sydney ist super! Aber ich bin ein wenig geschockt nach 7 Wochen Asien. Es gibt Ampeln. Und bei rot halten die Autos auch. Und es gibt Fussgängerstreifen, bei grün kann man einfach so über die Strasse laufen... Ich brauche kein Wasser aus der Flasche zum Zähne putzen. Es gibt überall Toilletten auf denen man sitzen kann - und die haben auch Papier. Wenigstens konnte ich mich in Thailand bereits an den Linksverkehr gewöhnen...
Ich beschliesse, mir die Zeit in Sydney möglichst angenehm zu gestalten. Bloss keine Hektik aufkommen lassen ;-) Also muss ich nicht unbedingt alle Sehenswürdigkeiten in die 6 Tage reinpacken sondern picke mir einige heraus und erkunde jeden Tag eine andere Gegend. Und ich nehme mir vor, möglichst alles zu Fuss zu erreichen und auf Zug und Bus zu verzichten. Etwas Bewegung muss sein.
Und da ich ein klein wenig Stur bin, ziehe ich das auch durch. Bis auf eine Ausnahme... Am nächsten Tag geht's also strammen Marsches zu den Royal Botanic Gardens. Wunderschön. Und ich sehe endlich das bekannte Sydney Opera House vor mir. Tatsächlich beeindruckend. Die Restaurants und Bars gleich unter der Oper, mit Sicht auf die Harbour Bridge und Towntown Sydney, erkläre ich direkt zu meinem neuen Liebilingsplatz..
Am nächsten Tag flaniere ich über den Markt in The Rocks, quasi der Altstadt von Sydney. Hier gibt es eine Reihe von bekannten Pubs, alle mit fantastischem Essen. Es gibt den lange ersehnten Burger. Fantastisch. Abends geniesse ich in Darling Harbour das samstägliche Feuerwerk. Leider muss ich danach noch gute 30 Minuten zum Hotel laufen... Nach gefühlten drei Tagen Dauermarsch gönne ich mir eine Auszeit, es geht per Fähre zur Watsons Bay zum sünnelen und bädelen. Ein Tip der beiden Mädels aus dem Bus in Kambodscha. Ganz ohne Krokis und Haie, aber ziemlich kühles Wasser. Da Sonntag und das Wetter mal wieder phänomenal ist, sind viele Einheimische unterwegs. Der kleine Strand ist rappelvoll, macht aber nix. Ich finde trotzdem ein Plätzchen zum ausspannen. Der Vorteil vom alleine reisen, man kann sich immer irgendwo dazwischen quetschen. Auf der Wiese hinter der Promenade findet gerade eine Hochzeit statt. Die Australier heiraten irgendwie überall, im Botanic Garden habe ich auch schon zwei gesehen. Hier findet das Ja-Wort allerdings direkt neben den Badegästen statt, auf so ziemlich jedem Foto wird sich einer mit Badeklamotten zu sehen sein. Na ja, wenn's die beiden nicht stört...
Auf dem Rückweg mache ich nochmals in The Rocks halt und trinke ein Glas leckeren Rotwein in einem der Pub's. Als Frau alleine falle ich immer etwas auf und so bleibe ich auch dieses mal nicht lange alleine. Die nächsten Gläser werden mir spendiert, aus einem werden 5 und der Heimweg danach findet zu ziemlich später Stunde statt... Gute 45 Minuten, aber ich weigere mich den Bus zu nehmen... Wie gesagt, leicht stur... Die Stadt ist übrigens zu jeder Tages- und Nachtzeit voller Leute, also läuft man nie Gefahr alleine durch irgendwelche Gassen laufen zu müssen.
Am nächsten Morgen muss ich das Hotel wechseln, da ich nicht für den ganzen Zeitraum ein Zimmer gekriegt habe. Mein neues Zuhause ist das X Base Hostel, nur knappe 5 Gehminuten vom Darling Harbour entfernt. Ein typisches Backpacker Hotel. Ich bin so ziemlich die älteste dort und gönne mir daher auch eines der wenigen Doppelzimmer mit Bad. Ein Zehnerzimmer mit Geimeinschaftsbad ist dann doch irgendwie to much für mich. Aber die Loundry zum selber Wäsche waschen und trocknen ist ganz praktisch. Es ist nämlich mal wieder an der Zeit dem Schmutz und Staub auf meinen Klamotten zu Leibe zu rücken... Vorher schaue ich mir aber noch Darling Harbour genauer an, dieses mal bei Tag. Und ich besuche das Sydney Aquarium, Sydney Wildlife und Madame Tussauds, die sich alle drei gleich nebeneinander am Hafen befinden. Am nächsten Tag ist Shopping angesagt. Viele teure Läden, zum Glück finde ich dazwischen noch einen H&M... Und einen günstigen Schuhladen, ich brauche nämlich noch dringend ein paar Pumps zum "kleinen Schwarzen" das ich für die formellen Abende auf dem Schiff seit 7 Wochen ungebraucht mit mir rum schleppe. Am frühen Nachmittag besuche ich noch den Sydney Fish Market. Ein Traum für alle Fans von Fisch und Meeresfrüchten! Krabben, Langusten, Crevetten, Muscheln, Austern, Tintenfische, jegliche Art von Fisch so weit das Auge reicht. Entweder zum kaufen und selber zubereiten oder zum direkt geniessen in einem der Restaurants. Und hier ist es wieder, das erwähnte Essensproblem beim alleine reisen. Wäre man zu zweit könnte man sich die grosse Meeresfrüchteplatte teilen. Mit soooooo vielen Köstlichkeiten darauf. Aber für mich alleine ist das Teil erstens viel zu gross und zweitens unverschämt teuer. Also begnüge ich mich mit der kleinen Variante, je 5 Prawns und frische Austern, dazu ein Krabbenbein. Ein wahrlich herrliches Mittagessen.
Abends treffe ich an der Hotelbar Margareth. Sie ist 69, stammt aus Perth und bereist seit 3 Jahren Australien. Mindestens drei Städte pro Jahr. So will sie ihre Heimat besser kennen lernen. Vor vier Jahren hat sie ihren Mann nach langer Krankheit verloren und sich danach zu diesem Schritt entschlossen. Schliesslich geht das Leben ja weiter und sie will es noch so richtig geniessen können. Ihr Mann hätte es so gewollt. Meistens steigt sie in Hostels ab, aus Geldgründen aber auch um sich jung zu halten, sagt sie... und das alles alleine. Eine tolle Frau.
Zum Abschluss in Sydney besuche ich noch den Taronga Zoo. Man erreicht ihn mit der Fähre in rund 10 Minuten. Sehr schön gelegen, auf einem kleinen Hügel mit super Aussicht auf Sydney Downtown und Umgebung. Den tasmanischen Teufel kriege ich leider nicht zu Gesicht da er tagsüber in seinen Höhlen schläft, dafür viele andere australische Tiere. Kängurus, Koalas, Wombats, Schlangen etc. Und - glücklicherweise - auch Elefanten. Wie immer bleibe ich hier am längsten :-) Den Tag lasse ich am Circular Quay ausklingen und schaue zu wie die Diamond Princess elegant und majestätisch den Hafen von Sydney verlässt. Morgen wird es mein Schiff sein!!!
Und damit ist mein Sydney Abenteuer auch schon beendet. Am nächsten Tag heisst es um 10.00 auschecken und ab 11.30 kann ich auf der Radiance of the Seas einchecken. Für den Weg vom Hotel zum Pier nehme ich den Zug. Die erwähnte einzige Ausnahme, aber mit dem ganzen Gepäck einfach praktischer. Der luxuriöse Höhepunkt meiner Reise beginnt nun also. Nach Wochen in Holzhütten, Bambushäuschen und Backpackerhostels eine völlig neue Welt. Ich freue mich extrem!
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