Nach 10 Tagen Beach Feeling ist jetzt ein wenig Kultur angesagt. Muss auch sein und die Besichtigung der Tempeln von Angkor gehört bei einem Kambodscha Besuch einfach dazu. Ich freue mich darauf.
Den ersten Tag in Siem Reap lasse ich allerdings gemütlich angehen, schlafe erst mal bis 8.00 aus (die senile Bettflucht setzt wohl definitiv ein...) und erkunde dann die Gegend zu Fuss. Die Stadt mit rund 100'000 Einwohnern liegt am Tonle-Sap See, dem grössten Süsswassersee Südostasiens und nur einen Katzensprung vor den Toren Angkors. Und irgendwie ist mir dieses Siem Reap auf Anhieb sympathisch. Ziemlich chaotisch, etwas eigensinnig aber irgendwie nett und liebenswert. Und von durchaus überschaubarer Grösse. Also eigentlich wie ich :-)
Nach einem superleckeren Fruchtshake in der Pub Street (hier ist es Tagsüber angenehm ruhig, was sich abends drastisch ändern wird...) zieht es mich als erstes in's French Quarter zum alten Markt den Psar Chas. Hier wird von echtem Kunsthandwerk über Kitsch, Kleider, Seidenstoffe, Töpfen und Pfannen bis hin zu Gartenschläuchen und Toilettensitzen alles verkauft. Sehr spannend. Gleich daneben oder quasi mittendrin gibt es frische Lebensmittel. Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Gewürze und Tee. Ich bahne mir einen Weg durch die Gänge, es ist drückend heiss und alles sehr eng. Zwischen den einzelnen Verkaufsständen hat man teilweise gerade mal einen Meter Platz und alle drängen sich noch mit Einkaufstaschen durch. Gleich neben den lautstark angepriesenen Hühnern gibt's ganze Schweineköpfe, schön präsentiert. Mittendrin hackt eine Marktfrau auf dem Verkaufstisch sitzend ein grosses Stück Fleisch in seine Einzelteile. Daneben wird frischer Fisch ausgenommen und gleich dahinter befindet sich ein Friseur. So etwas habe ich bis jetzt auf all meinen Reisen noch nicht gesehen. Unglaubliche Eindrücke. Es verirren sich auch nicht sehr viele Touristen in diesen Bereich, die bleiben alle in der Souvenier- und Kleiderecke. Schade, denn es ist wirklich eindrücklich und sehenswert. Ich empfehle allerdings den Markt am Morgen zu besuchen, nicht erst Mittags. Erstens wegen der Hitze und zweitens vor allem auch wegen den Gerüchen, die sich rund um die Fleisch- und Fischstände nicht unbedingt angenehm entwickeln und für die europäischen Nasen und Mägen zur Herausforderung werden können... Denn natürlich ist fast alles ungekühlt.
Als nächstes schaue ich mir das buddhistische Kloster Wat Preah Prohm Rath an, welches sich mitten in der Stadt befindet. Hier leben gegenwärtig noch etwa 20 Mönche. Alles glitzert und funkelt wie sich das so gehört.
Zurück in der Pub Street treffe ich im Restaurant auf eine kleine Gruppe Kanadier, wir essen zusammen etwas kleines und trinken ein paar Bierchen. Sie sind alle so zwischen 50 und 60 und kommen aus Vancouver. Aber eigentlich sind sie mehr am herumreisen, momentan eben Kambodscha, dann weiter nach Vietnam. Später geht's dann nach Mexiko, wo sie bis etwa Juni bleiben wollen bevor sie dann auf den Sommer hin wieder nach Vancouver zurück gehen. Auch nicht schlecht.
Ich schaue mir später noch den Royal Garden an verziehe mich dann in mein klimatisiertes Hotelzimmer. Genug für den ersten Tag und schliesslich geht es morgen früh um 5.00 (!!!!!) schon los Richtung Angkor.
Tatsächlich holt mich Tom, der Tuk-Tuk Fahrer pünktlich ab. Er hat mich bei meiner Ankunft bereits vom Busterminal zum Hotel gefahren und ich habe ihn gleich für heute gebucht. Wir tuckern also los, die Fahrt dauert etwa 15 Minuten. Ich habe mich für die kleine Tour und ein Ein-Tages-Ticket entschieden. Das Tagesticket kostet 20$ und die kleine Tour beinhaltet die drei Haupttempel sowie je nach Bedarf ein paar kleinere Anlagen. Kostet mich nochmals 40$. Für kambodschanische Verhältnisse sehr stolze Preise, aber was soll's... Erster Halt ist vor den Toren von Angkor Wat, dem wohl bekanntesten Tempel. Erbaut in der ersten Hälfte des 12 Jahrhunderts gehört er zum Hinduismus. Mehrere zehntausend Menschen sollen auf dem Areal gelebt haben.
Tom zeigt mir wo die beste Stelle für den Sonnenaufgang ist und schmeisst mich dann quasi aus dem Tuk-Tuk. Ich kriege gut zwei Stunden Zeit, um acht treffe ich ihn wieder auf dem Parkplatz. Ok, alles klar. Hoffentlich erkennt er mich, denn ich werde ihn unter hundert anderen Tuk-Tuk's sicher nicht finden... Gesagt, getan. Ich schaue mir also erst mal alles von aussen an, warte auf den Sonnenaufgang und steuere dann das Innere der Anlage an. Wirklich eindrücklich. Dank der enormen Grösse verteilen sich auch die Leute gut, so dass man sogar das eine oder andere Bild ohne fremde Köpfe drauf knipsen kann. Um acht bin ich beim Parkplatz, von Tom keine Spur. Von wegen "ich winke dann, alles kein Problem". Ich klappere also das Areal ab und finde ihn schlafend in seinem Tuk-Tuk. Ich hoffe zumindest dass er es ist, könnte rein von der Farbe vom Tuk-Tuk und seinem T-Shirt hinkommen. Ich rufe einfach mal seinen Namen - Schwein gehabt. Er ist es. Das er verpennt hat ist ihm dann schon ein wenig unangenehm. Er war am Vorabend noch feiern und es ist spät geworden. Na wenn dass mal alles gut geht...
Der nächste Halt ist Ankor Thom, dieses mal aus dem späten 12. Jh. und buddhistisch. Hier kann ich mir so viel Zeit nehmen wie ich will und als ich dieses mal zum Treffpunkt komme braust Tom schon auf mich zu... Ich sehe mir noch ein paar kleinere Tempel an, mittlerweile ist es brütend heiss. Ich bin froh dass ich mir meine Zeit selber einteilen kann und so viele Pausen an schattigen Plätzchen machen kann wie ich will. Man hätte auch alles mit Führung haben können - nein danke! Ich beschliesse, mir noch Ta Prohm anzuschauen und dann Schluss zu machen. Ta Prohm wurde 1186 errichtet, wieder buddhistisch. Es soll eines der Highlights sein, da er noch fast im selben Zustand ist wie ihn die französichen Entdecker damals vorgefunden haben. Und wirklich - für mich war es mit Abstand die schönste Anlage. Auch bekannt als Kulisse für Lara Croft -Tomb Raider.
Angkor ist also wirklich ein MUSS wenn man in Kambodscha ist. Sehr eindrücklich. Wer wirklich ein Riesenfan von alten Tempelanlagen ist, kann sich auch ein Drei-Tages-Ticket kaufen und die grosse Tempeltour buchen oder auf eigene Faust mit dem Fahrrad Tempel um Tempel abklappern.
Die ganze Anlage erstreckt sich über rund 400km2, es gibt aber auch Vermutungen dass zum Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf 1000km2 gelebt haben könnten.
Für mich sind jedoch acht Stunden genug und ich lasse mich von Tom wieder ins Hotel chauffieren wo ich mich am Pool in den Schatten schmeisse und vor mich hin döse...
Die nächsten zwei Tage vergehen wieder rasch. Ich schaue mir die schönen Kolonialgebäude im French Quarter etwas genauer an und spaziere nochmals über den Markt. Dieses mal aber eben früh am Morgen und ich lasse mich sogar zu einer Nudelsuppe zum Frühstück hinreissen. Mitten im Trubel, unter all den Einheimischen. Macht Spass. Und schiesslich hatte ich noch immer keine Magenverstimmung und konnte den bernischen Kräuterschnaps, den ich extra im Flachmann mit auf die Reise gekriegt habe, noch gar nicht öffnen. Also Augen zu und durch - die Suppe war köstlich und wie sich herausstellte auch schonend für den Magen. Also wieder nichts mit Schnaps... Abends sorge ich an einem mobilen Strassenstand, der nichts anderes als Spiessli (Beef oder Chicken) verkauft (das aber in Perfektion!) für Tumult weil ich meine mit scharfer Sosse bestelle. Die nette Dame brutzelt also meine beiden Spiessli, packt sie mit etwas Kohlsalat in ein frisches Baguette (den Franzosen sei dank!) und gibt besagte Sosse dazu. In dem Moment kommt ihr Mann um die Ecke und motzt sie lautstark an. Ich kann ja kein Khmer, aber es ging definitiv um die Sosse in Zusammenhang mit mir. Sie motzt etwas zurück und deutet mit dem Kopf in meine Richtung. Ich schaue etwas verdutzt und der Mann fragt mich dann völlig irritiert "you want spicy???????" Ich nicke. "Are you sure???????" Ich nicke nochmals und betone meine Absicht mit einem dreifachen Yes (einmal heisst in Asien ich habe nix kapiert und schon gar nix verstanden. Also immer mehrfach bejahen wenn man sich seiner Sache sicher ist). Ja, auch Weisse essen scharf :-) Ich kriege mein Baguette und höre die beiden noch zanken als ich schon um die Ecke gebogen bin. Uiuiui... Die Spiesse waren extrem lecker, die Sosse wirklich scharf aber genau so wie ich es wollte. Hoffentlich vertragen sich die zwei bald wieder!
Daneben buche ich den Bus für die Reise nach Bangkok. Eigentlich wollte ich von Siem Reap zuerst noch mit dem Boot dem Fluss entlang nach Battambang und dann von dort nach Bangkok. Soll landschaftlich sehr schön sein. Nachdem ich mir so ein Boot mal genauer angeschaut habe und auch paar Berichte gelesen habe war ich mir nicht mehr so sicher. Die Boote sind klein, eng und alt. Die Fahrt dauert beim momentanen Pegelstand des Flusses fast 8 Stunden. Mein Bauchgefühl sagt mir dass ich das lieber sein lassen sollte. Was ich dann auch mache, ist wohl die richtige Entscheidung.
Also sitze ich zwei Tage später im Bus nach Bangkok. Wir fahren um 9.00 mit einer Stunde Verspätung los. Ich bin gespannt wie die Reise und vor allem der Grenzübergang verläuft. Im Vorfeld habe ich viele Horrorgeschichten gehört und gelesen, von Betrügereien, Schlepperbanden, willkürliche Wucherpreise für das Visum, brennende Busse etc. (sorry Mam, habe ich vorher absichtlich nicht so direkt erwähnt...). Allerdings soll es von Thailand nach Kombodscha schlimmer sein als umgekehrt. Zudem habe ich mein Visum für Thailand bereits und einen direkten Bus gebucht, der zwar ein paar Dollar mehr kostet als wenn man alles einzeln organisiert, aber einem recht sicher über die Grenze bringen sollte. Im Bus habe ich wieder einen Platz in der ersten Reihe, allerdings sind eh nur etwa ein viertel der Plätze besetzt und so sitzt jeder wo es ihm grad so passt. In der Reihe neben mir sitzt ein italienisches Pärchen, schräg hinter mir zwei aus Deutschland, der Uwe und die Martina. Wir kommen ins Gespräch und ich stelle erleichtert fest dass alle vier die Reise schon mal gemacht haben, sei es in diese oder in die andere Richtung. Alles halb so wild, sich einfach nicht anquatschen lassen und das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Nach drei Stunden haben wir die Grenze erreicht. Alle müssen aus dem Bus aussteigen und auch das Gepäck wird ausgeladen. Mit Sack und Pack geht es dann zu Fuss über die Grenze. Die zwei aus Italien nehmen mich ins Schlepptau damit ich nicht verloren gehe. Zuerst aus Kambodscha raus. Entweder 30 Minuten in der brütenden Sonne stehen bis man am Schalter an der Reihe ist oder für 6$ den VIP-Service in Anspruch nehmen. D.h. einem uniformierten Zöllner oder was auch immer es sein mag den Pass in die Finger drücken, der wieselt dann ab und erledigt die Zollformalitäten im Eilverfahren. Angesichts der Hitze haben wir uns für letzteres entschieden. Sehr wichtig dabei: Niemals zum Voraus bezahlen, erst wenn er mit dem Pass wieder da ist!! Dann geht's weiter über die Brücke, Einreise nach Thailand. Hier gibt es für die Foreigners, also die Ausländer, eine separates, klimatisiertes Gebäude. Herrlich. Kurz anstehen, Arrival Karte ausfüllen, in die Kamera blinzeln und das Visum wird für gültig erklärt. Schwein gehabt.
Das war's also mit Kambodscha. Und ich muss sagen, es lohnt sich wirklich dorthin zu reisen. Ich kann es euch nur empfehlen. Natürlich ist das Land arm und natürlich befindet sich vieles noch im Aufbau. Was kann man auch anderes erwarten bei der Vergangenheit. Aber die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen macht das wieder wett. Sie geben sich wirklich die allergrösste Mühe dir jeden Wunsch zu erfüllen und mit dem teilweise wenigen, was ihnen zur Verfügung steht, das Beste zu machen.
Klar, die Armut der Menschen ist teilweise erdrückend. Schlimmer als ich es je in Thailand oder den Philippinen gesehen habe. Auf der anderen Seite wird gebaut was das Zeug hält, Fabriken, Strassen, Geschäfte, Hotels schiessen aus dem Boden. Hier scheint durchaus Geld vorhanden zu sein. Der Spagat zwischen Arm und Reich ist gross. Zu gross. Dennoch sind gerade die ärmeren auch auf den Tourismus angewiesen, denn es ist oft ihre einzige Einnahmequelle.
Dem muss man sich bei einer Reise nach Kambodscha bewusst sein und damit muss man umgehen können. Wenn nicht, besser zu Hause bleiben. Ich habe die Zeit genossen, viele Eindrücke gesammelt und bin froh, das Land jetzt bereist zu haben, bevor es zu einem zweiten Thailand wird.
Akhun (Danke) Kambodscha für deine Gastfreundschaft!
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