Es ist Montag, 21.12.2015. Morgen geht`s los... Endlich. Und dann... erwache ich mit Halsschmerzen und krächzender Stimme. Das gibt`s ja nicht! Na ja, denke ich, wird sicher wieder abklingen und morgen ist alles wieder gut.
Pustekuchen. Am Dienstag ist alles noch beim alten. Ich packe die allerletztn Sachen, mache die Wohnung ferienfertig und Dusche ein letztes mal ausgiebig. Der gewohnte Wasserdruck wird mir fehlen in den nächsten drei Monaten. Also nochmals so richtig geniessen. Dann geht`s los, Richtung Büro. Mit Sack und Pack. Eigentlich schon ein wenig blöd, am letzten Tag auch noch zu arbeiten, aber jetzt werde ich doch ein wenig nervös vor der Abreise und bin froh, mich so etwas ablenken zu können. Zumal ist heute gem. Flyer in der Cafeteria ab 16.00 noch "austrinket". Die Korruptionsgeschenke müssen ja vernichtet sein... Die letzten Dinge werden erledigt, ganz wichtig die Abwesenheitsnotiz im Outlookkalender. Darauf habe ich mich seit Wochen schon gefreut. "Ich bin zur Zeit abwesend und kehre am 21.03.2016 zurück". Herrlich.
Alles läuft perfekt, die Halsschmerzen fast vergessen. Bis ab 14.00 plötzlich die Stimme merklich nachgibt. Von Stunde zu Stunde etwas mehr. Kaum sind alle Bürokameraden verabschiedet, kommen mich um 19.00 meine Eltern direkt in Zollikofen abholen und fahren mich nach Zürich zum Flughafen (vielen Dank nochmals!!!) Ich kann mich noch verständigen, krächze aber schon ziemlich stark, Zudem hat der Husten eingesetzt. Die Halswehtabletten, die ich eigentlich in die Reiseapotheke gepackt hatte habe ich quasi schon weggelutscht. Also am Flughafen mal noch in die Apotheke, Das kann ja heiter werden...
Gegen 21.45 bin ich am Gate. Mein Flug geht um 22.45, einer der drei letzten heute. Also ist nicht mehr viel los und alles geht rasch und unproblematisch.
Pünktlich wie es sich für die Swiss gehört (räusper) heben wir ab. Die Maschine ist voll besetzt, ich habe meinen Platz ganz hinten. Der Husten hat zugenommen, die Stimme nochmals merklich abgenommen. Kann mich mit den netten Flugbegleiterinnen kaum verständigen. Auf`s Essen verzichte ich (kein Appetit), nicht mal eine dieser kleinen herzigen Weinflaschen rühre ich an. Da mach ich mir doch so meine Gedanken. Sonst mag ich IMMER Wein. Stattdessen gibt`s Tee mit Zitrone. 12 Flugstunden und 5 Tee später landen wir in Singapur. Die Stimme ist komplett weg! Toll. 9 Monate Planung, und wenn`s endlich soweit ist kriege ich keinen Ton raus. Hoffentlich fragen die mich am Zoll nicht`s. Natürlich wollte der freundliche Beamte genau wissen, warum ich denn nur eine Nacht im doch so schönen Singapur bleibe. Ich kann ihm leider nicht erklären warum. Er schaut mich mit einer Mischung aus Mitleid und etwas Abschätzung an und gibt mir stattdessen ein Hustenbonbon. Zoll ist also überstanden, das Gepäck ist auch bald da, also nichts wie los in`s Hotel. Liegt ja praktischerweise gleich im Flughafenterminal 3. Also ein kurzer Weg. Das Zimmer ist winzig klein, nur ein sogenannter "Nap-Room". 2.5x3 Meter hab ich so grob ausgerechnet. Dusche und Toilette gibt`s separat. Aber alles perfekt sauber und sehr ordentlich.
Ich gönne mir nach fast 36 Stunden ohne Mahlzeit in einem der Flughafenrestaurants noch eine heisse Nudelsuppe und falle in den Tiefschlaf. 12 (!) Stunden später klingelt der vorsichtshalber doch gestellte Wecker und holt mich aus dem Tiefschlaf. Fühle mich etwas besser, aber sprechen kann ich noch immer gar nicht. Ich gehe erst mal heiss duschen (fast wie zu Hause übrigens), überbrücke noch ein wenig die restliche Zeit bis zum Weiterflug und starte dann um 16.30 Uhr in Richtung Kambodscha...
Der Flug mit Silkair dauert nur knappe 2 Stunden. Trotzdem wird uns ein komplettes Essen serviert (Truthahn mit Kartoffelstock oder Spicy Seafood Noodles). Danach gibt`s noch Eis am Stiel. Die Flugtussis rasen wie die Wilden den Gang auf und ab. Alles passt auch nur grad so haarscharf in die Zeit rein. Mit Zeitverschiebung landen wir gegen 17.30 in Phnom Penh. Das Visum habe ich mir schon in der Schweiz besorgt, darum kann ich direkt zum Zoll. Der redet zum Glück nicht viel, obwohl ich wieder zwei, drei Wörter am Stück sprechen kann... Einmal in die Kamera geblinzelt krieg ich meinen Stempel und darf nun 30 Tage im Land bleiben. Der Flughafen von Phnom Penh ist (noch) munzig klein, es wird aber wie wild gebaut. Ausser dem Zoll und drei Gepäckbändern (2 davon ausser Betrieb) gibt`s nichts, daher bin ich schnell wieder draussen. Mit dem Taxi geht`s in`s Zentrum, zum Monsoon Boutique Hotel. Dort werde ich überschwenglich empfangen und kriege gleich mal an der Bar etwas zu trinken spendiert. Die Taschen schnappen sich derweil zwei Angestellte und bringen sie ins Zimmer. Sie kriegen dafür je 1 US Dollar (ist der offiziellen Währung, dem Riel, als Zahlungsmittel gleichgestellt, resp. besonders für Touris viel weiter verbreitet da man die Riel`s im Ausland auch nirgendwo erhalten kann).
Die beiden kriegen sich fast nicht wieder ein, rasch entsteht ein spannendes Gespräch. Spannend vor allem, darum weil ihre Englischkenntnisse doch eher bescheiden sind und ich ja noch nicht allzu viele Worte rauskriege. Schlussendlich lädt mich der eine zu einem Stadtrundgang ein da es für mich alleine doch viel zu gefährlich sei. Der andere will aber auch, und da sie sich nicht einigen können sind wir am Schluss zu dritt unterwegs. Die Bar und das halbe Hotel werden kurzfristig geschlossen.
Wir laufen erst über den Nachtmarkt, dann dem Fluss entlang und schliesslich zum Königspalast. Die beiden erzählen viel, spendieren mir ein Wasser (Alkohol gibt es im Dienst dann doch nicht) und nach rund 11/2 Stunden kehren wir zurück. Beginnt schon mal gut, alleine sein gibt`s nicht. Heiligabend mal anders.
Wenn ihr also mal in Phnom Penh seid, steigt im Monsoon Hotel ab und lasst euch von Late und Sambo die Stadt zeigen. Es lohnt sich!
Am nächsten morgen, also der Weihnachtsmorgen, soll mich um acht Uhr der Bus nach Sihanoukville beim Hotel abholen. Ich denke mir dass der schon nicht so pünktlich sein wird, wenn ich also packe und gemütlich um halb acht nach unten gehe reicht das tiptop zum frühstücken und auschecken. Als ich kurz vor halb acht ankomme ist der Bus schon da...!!! Also wird das auschecken beschleunigt und das Frühstück ganz weggelassen. Ich bin die erste, alle anderen steigen erst bei der zentralen Busstation zu. Dabei ist das abholen im Preis inbegriffen und doch extrem praktisch. Na ja, müssen die selber wissen. Als dann alles Gepäck auf abenteuerliche Weise verstaut und gesichert ist geht`s dann doch mit 15 Minuten Verspätung los... Die Fahrt dauert knappe 5 Stunden und kostet 12 Dollar. Also für uns drei mal nichts. Der Fahrstil ist abenteuerlich, ich sitze in der 2. Reihe und kriege zwar viel aber zum Glück nicht alles mit. Das viele Hupen ist aber unüberhörbar. Da ich jedoch das Glück (ist es eines?) hatte, schon auf Siziliens Strassen unterwegs gewesen zu sein, weiss ich, dass Hupen etwas Gutes ist. Dem ist auch hier so. Der eine hupt um zu sagen Achtung, ich bin hinter dir, neben dir, überhole dich oder was auch immer, der andere hupt zurück und sagt damit ok, ich habe dich gesehen, alles ok. So klappt das. Also solange gehupt wird ist alles gut. Herrscht hingegen Ruhe, dann macht euch Gedanken. Danke Marco für diese wichtige Lehrstunde! Dementsprechend ruhig lasse ich die Fahrt über mich ergehen.
In Sihanoukville angekommen geht`s das letzte Stück noch mit dem Tuk-Tuk. Wie jedes asiatische Land hat auch Kambodscha hierfür eine eigene Konstruktion erfunden. Funktioniert aber gut und hat mehr Platz als z.B. die thailändische Version. Nach ein wenig suchen (so gut wie behauptet kannte sich der Fahrer dann doch nicht aus) bin ich im Otres Beach Resort angekommen und beziehe mein Holzhütte im Khmer-Stil. Na ja. Hütte eben. Ohne Klimaanlage, dafür mit zwei Ventilatoren. Aus Holzlatten gefertigt, die Lücken in Wänden und Boden machen zuerst etwas Angst, muss aber wohl so sein. Im Badezimmer gibt`s als Fenster einfach drei Schlitze in den Wänden. Luxus ist was anderes, hab ich aber so gewollt. Dafür gibt`s eine eigene Terrasse und der Strand ist in rund 50 Metern erreichbar.
An selbigen zieht es mich dann auch gleich hin, es wird mal endlich Zeit für ein Bad im Meer!!! Zwischen Hotel und Meer liegt aber noch die Strandbar, an der und um die herum ich natürlich sogleich hängen bleibe. Doch erst ein kühles Bier, dann ab ins Meer. Aus dem einen wurden vier, der Reihe nach lernte ich erst Bernhard kennen, dann Jimmy und zum Schluss noch die Hanne. Dazwischen zwei der allgegenwärtigen Strandverkäuferinnen, beide haben mich mit einem Gratis-Freundschaftsband ausgestattet und mir für morgen eine Massage, Maniküre, Pediküre und Rasur (die mit der Schnur) zum extra Preis versprochen. Bla bla... Von den zwei Stunden in denen ich hier bin war ich also noch keine Minute alleine. Das fängt ja schon mal gut an. Auch die letzten Zweifel mit könnte Langweilig werden während der Reise sind nun verflogen.
Der Bernhand ist aus Österreich und kommt mir doch ziemlich zugekifft vor. Hat mir auch alles gefühlte zehn mal genau gleich erzählt. Da er mir wohl nicht allzu viele Geographie Kenntnisse zutraut sagt er, er komme aus der Gegend zwischen Salzburg und Wien. Ok. Ich frage nicht weiter. Das ich aus Bern komme findet er ganz toll, schliesslich war er doch schon mal im Berner Oberland. Ich sage nichts weiter und lasse ihn im Glauben dass Bern mitten im Oberland liegt. Der Jimmy ist aus Neuseeland, wohnt aber jetzt in Melbourne. Also lasse ich mir gleich ein paar Tipps geben was ich dann während der Kreuzfahrt an einem einzigen Tag in Melbourne so alles machen soll und kann. Er ist aber wohl schon länger an der Bar und bringt einiges durcheinander. Aber ein wenig geholfen hat es trotzdem. Die Hanne ist mit ihrer Familie, Mann und zwei erwachsenen Söhnen, hier und kommt aus München. Eine ganz Flotte. Wir verstehen uns auf Anhieb und reden später am Tag noch viel zusammen. Denn mittlerweile habe ich es doch noch ins Wasser geschafft und habe es mir nun auf einem Liegestuhl bequem gemacht. Der erste Sonnenuntergang ist traumhaft und ich lasse den Weihnachtstag gemütlich auf meiner Terrasse ausklingen, öffne noch die aus der Schweiz mitgebrachten Weihnachtsgeschenke und habe eine Saufreude daran. Danke Trix, Thesi und Säschu!!!
Und ich bin der felsenfesten Überzeugung dass mich meine beiden Schutzengel auch für die weitere Reise ganz viel Glück bringen und auf mich aufpassen, so wie sie es die ersten Tage gemacht haben. Danke Mam, Paps und Roger!!!
Am 26. Dezember heisst es dann erst mal ausschlafen. Geht dank dem Ventilator über dem Bett erstaunlich gut, obwohl es in der Hütte drückend heiss ist. Nach dem Aufstehen finde ich im Bad dann den ersten ungebetenen Gast, ein kleiner Frosch. Ganz kurz überlege ich mir, was denn sonst noch so für Getier den Weg in meine Hütten finden kann wenn es ein Frosch tut, verwerfe den Gedanken aber sogleich wieder. Es ist besser so. Ich rede mir einfach ein dass ich unter meinem Moskitonetz sicher bin.
Voller Mückenstiche bin ich aber trotz Netz und Anti Brumm. Erinnert mich daran, wie ich als Kind aussah als ich die Spitzen Platern (wie heisst das auf "Schöndeutsch" ?) hatte. Interessanterweise juckt es aber nicht wirklich. Die Stiche welche Malaria und Dengue-Fieber übertragen jucken sicher, rede ich mir ein... Den Tag verbringe ich am Strand, schwatze wieder etwas mit der Hanne, lasse mir nun doch eine Maniküre und Pediküre verpassen, die letzten Härchen an den Beinen mit einer Schnur entfernen und gönne mir eine Ganzkörpermassage. Die Bar lasse ich heute aus. Das Wetter ist traumhaft, um die 30 Grad und strahlender Sonnenschein. Zudem weht immer eine leichte Brise. Traumhaft für mich. So lässt es sich aushalten. Obschon es, sobald du weg bist vom Strand, dann schon SEHR warm wird. Aber das wollte ich ja so. Zum Abendessen gab`s im Hotelrestaurant am Strand leckere Prawns. Jetzt sitze ich auf meiner Terrasse, es ist 21.30 und ich schreibe meinen ersten Reisebericht. Er wird etwas lang, aber es gibt auch so viel zu erzählen für euch Lieben zu Hause. Und jetzt mag ich ja auch noch... Mit der Zeit werden die dann sicher kürzer, also keine Angst :-)
Dazu gibt`s ein selbstgemixter Vodka_Litchi-Drink aus Roger`s Klappbecher. Nochmals Danke Roger! Übrigens heute der erste und einzige Alkohol. Also keine Panik.
Morgen verbringe ich den Tag weitgehend mit Hanne, da ihre Mannen ein Schnorchel (oder Tauch-?) Ausflug machen. Ich freue mich darauf und erzähle euch dann später mehr...
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